Sidonia Gall – (amtlicher Name seit 2005, vorher Sidonia Binder, publiziert seit 2012 unter Sidonia Gall) – lebt, mit südburgenländischen Wurzeln, seit frühester Kindheit in Wien. 1963/64
Grafik-Unterricht bei Frau Prof. Matejka (Kunstschule/Kunstakademie). Universitätsstudien: Geographie/Geschichte, Mag. phil., Dr. phil. 1971–2007 Unterrichtstätigkeit (Prof., OStR.) an einem
Wiener Oberstufen RG.
Literarische Veröffentlichungen:
Lyrik und Kurzprosa. Seit 1966 Lesungen, seit 1970: Veröffentlichungen in Literatur-und Kulturzeitschriften (Podium, Pannonia, Wortmühle u.a.) und in 17 Anthologien.
Kulturberichte, Rezensionen, KünstlerInneninterviews, Galerieberichte im ORF-Burgenland und in Printmedien. Dramatisierung von Funkerzählungen. Lyrik und Kurzprosa im Internet.
Bücher:
„Bis auf Widerruf“, Edition Roetzer, Eisenstadt 1980
„Dämonenjagd“, Verlag G.Grasl, Baden 1992
Theaterstücke:
„Die Abreise“ (Aufführung: Eisenstadt, 1971)
„Rondo“ (Aufführungen: Theater am Petersplatz Wien und in der Slowakei, 1982)
Hörspiel:
„Der Ausritt“ (ÖR, 1989, Regie: G. Unger, mit: Erich Auer, Brigitte Antonius, Gunda König u.a.)
Lyrikvertonung von Otto Strobl, Aufführung: Haydn Trio Eisenstadt, Sopran: Johanna von der Deken (2004)
Lyrikübersetzungen ins Ungarische, Englische, Slowakische und in Farsi.
Auszeichnungen:
1984 Förderungspreis der Burgenland-Stiftung Theodor Kery
1989 Förderungspreis für Literatur und Publizistik des Landes Burgenland
Mitgliedschaften:
Österreichischer P.E.N.-Club, IG Autorinnen Autoren, Literaturkreis PODIUM, Österr. Schriftsteller/innenverband (seit 2009 dessen Vorsitzende).
Buntscheckige Halde
Voll Erwartung
das Weite Land
erreicht
erst ohne Zugang
dann gehisste Fahnen
über jedem Auftritt
Sackgassen
Mäander
Rundwege
dazwischen Fallgruben
mit Notversorgung
zwischen Wortkaskaden
Gedankennebel
und Strauchelplätzen
Innehalten
und Jonglierbälle finden
auf Halden
zur vielseitigen Verwendung.
*
Meilenstein
Laß dich nieder
an den Schranken der Nacht
und suche nicht das Licht im Neumond.
Gehe durch die letzten Jahre der Erinnerung
und wundere dich nicht über Kollisionen.
Wage den Kreuzungsweg
vorbei an der Blitzhalde
der unvergleichlichen Augenblicke
und räkle dich im befristeten Heimatgefühl.
*
Immer noch
Sprache und Schrift
Schweigen und Schrei,
wie Stoffbahnen
zwischen Menschen,
die verbinden, halten,
beengen, würgen,
sie werden Symbole,
die ein- und ausgrenzen.
Die Anliegen im Widerspruch
schaffen immer noch
Freund und Feind,
sind reduziert auf
wenn – dann und wozu.
Der Stoff wird dünn und hart.
Noch ist es
ein tragend-hüllendes Gewebe,
hier, heute,
noch
bis
*
Blick in die Landschaft
Die Ebene rekelt sich zu sanften Wölbungen,
wie ein Tier, – gefangen.
Von Baumbüscheln begipfelt,
von Wasserfäden geschnürt,
gesäumt von fließendem Horizont.
Über allem verflacht sich das Wolkengeschiebe.
Bald wird es Raum sein,
sonnenüberhöht
bald grenzenlos, ohne Raum,
– frei.
*
Pannonische Landschaft
Hitze und Staub steigen
über den Mauerbrüchen empor,
von vielen Schritten zerstoßen,
führen Wege vorbei, hindurch,
die Horizontlinien der Hügel
sind hereingewachsen,
die bewegte Düsterkeit der Wälder
setzt sich fort in den Gewölberäumen.
Bogen und verlorenes Winkelmaß
facettieren Landschaftsbilder.
Alle Lichter des Tages
imaginieren verborgene Harmonie.
*
Dämonen
Alle Abhängigen sind Zeitbomben
ich fürchte die Kraft, die sie treibt.
Ich fürchte die Geführten
diese
Schrittmaschinen und Standpunktmechaniker
Freiheitsvermesser und Sichtfixierer
Scheuklappenschmiede und Schulterschließer
Genickhalter
Ausweichverhüter und Freudenrationierer
Denkwarte und Einbahnmonteure
Sackgassenarchitekten und Zentralenerbauer
– und einer
schaufelt sich frei
indem er sein Grab tieferlegt.
*
Sidonia Gall: Ausgewählte Gedichte. Vorwort: Elisabeth Schawerda. 64 Seiten, 1 Abb., Euro 6,-. Podium (podium porträt 90) Wien 2016. ISBN
978-3-902886-31-6