Wolfgang Ratz wurde 1959 in Bilbao, Euskadi/Spanien, als Sohn einer Schweizerin und eines Österreichers geboren. Malerei- und Grafikstudium an der Hochschule für angewandte Kunst, Wien
(Meisterklasse Prof. Carl Unger). Abgeschlossenes Übersetzerstudium (Spanisch, Französisch). Gerichtsdolmetscher für Spanisch. Autor, Liedermacher und literarischer Übersetzer in Wien und Cali
(Kolumbien). Er erhielt 1991 den Lyrikpreis des Penclubs Liechtenstein und 2007 den Feile Filíochta-Preis 2007, Irland.
Mitgliedschaften:
Podium, GAV, Österreichischer Schriftstellerverband (ehem. Generalsekretär), Lateinamerikanische AutorInnen in Österreich ALA (Mitbegründer). Mitorganisator des Ersten und Zweiten
Lateinamerikanischen Lyriktreffens in Wien, 2001 und 2003.
Einzelveröffentlichungen:
2002 Zimt und Metall, Gedichte (Verlag Grasl, Baden bei Wien)
2004 El idioma de las hormigas / Die Sprache der Ameisen, Gedichte (Ed. Eclepsidra, Caracas)
2005 spanischer Neudruck von El idioma de las hormi¬gas bei El Bando Creativo, Cali
2007 Hoja rota / Zerrissenes Blatt (spanisch/deutsch, Cuadernos negros, Calarcá, Kolumbien), mit dem kolumbianischen Dichter Javier Tafur
2011 Herausgeber des posthumen Auswahlbands des kolumbianischen Dichters Augusto Hoyos unter dem Titel Génesis del diluvio (Popayán, Kolumbien)
Lyrikübersetzungen Spanisch-Deutsch:
2004 Herausgeber und Übersetzer der Lyrikanthologie Poesía entre dos mundos / Lyrik zwischen zwei Welten (Ed. Doppelpunkt, Wien)
2005 Gedichtband der kubanischen Lyrikerin María Elena Blanco danubiomediterráneo – mittelmeerdonau, Labyrinth (Wien/London)
2007 Gedichtband von María Elena Blanco Wilde Lohe (Wieser, Klagenfurt)
2016 Gedichtband von María Elena Blanco Sprung ins Blaue (Wieser, Klagenfurt)
Musik:
Koautor und -komponist des Musicals Maximiliano – el sueño de una corona, uraufgeführt in Mexiko D.F. 2005 und Querétaro 2006
2014 Burundanga & Wiener Blues (Soloalbum auf Spanisch, Deutsch und Dialekt, Penelope Muzak, Wien)
2017 Überdosis Wien (Duoalbum als Wolf & Licht mit Stefan Lichtenegger, redpmusic, Wien)
Irgendwo
irgendwo ist ein gutes Wort
dort schlage ich mein Zelt ins Glas
mein Ort ist irgendwo
ein gutes Wort
und irgendwer spricht’s aus
ein gutes Wort wie irgendwann
am Bahnhof gehen alle Uhren anders
der Bahnhof, irgendwo ein guter Ort
um Worte auszusprechen
wie nirgendwo
*
Die Orte
Die Orte
drängen sich an uns heran
ihre Fremdheit tragen sie
wie eine Maske vor sich her
sie reiben sich an der Erinnerung
lecken an unserer Sehnsucht
wir sind den fremden Orten
nicht fremd
*
Verloren
In den Stunden des Überschwangs
wird selbst das Verbrechen verständlich
es ist selbst verständlich
die schwellenden Wolken
buchstabieren uns das Heiligste auf die Stirn
wie eine Obszönität auf Pissoirkacheln
Die Stadt geht über
vor verkauften Bräuten und Bräutigamen,
ich seh die Sträuße auf der Donau treiben
im Schatten der Pfeiler
*
Herbstzeitlos
Der Wind bettet sich auf Sperlingsfedern
auf Taubenfedern bettet sich der Wind
da läuft die Schnur durch die Hand
schneller als Jahreszeiten und Jahre
anderntags winken die farbigen Fetzen
aus dem Geäst
die Leine verknotet im Herbst
*
Elfer
Genug Strafraum zwischen den
Zungen, den Zähnen für eine
Entscheidung die den Spielverlauf
auf den Kopf stellt, doch wir üben
versteckte Fouls. Die Tore Flammen
im Wasser, durch die wir ins Leere
fahren, die Liebe ist rund.
*
WortBruch
Kein Rauch
ohne Dornen
stimmt ja auch
wie alles
was man
sich
ver-
spricht
*
Wolfgang Ratz: Ausgewählte Gedichte. Vorwort: Bernhard Widder. 64 Seiten, 1 Abb., Euro 6,-. Podium (podium porträt 98) Wien 2018. ISBN 978-3-902886-43-9