Biographie und Werkverzeichnis
Gerald Jatzek, geb. 1956, lebt als Autor und Musiker in Wien und auf Reisen. Neben diversen Tätigkeiten wie Korrektor, Nachhilfelehrer, Briefträger, Chemiehilfsarbeiter, Kolporteur, Lagerarbeiter, Plakatmaler, Straßenmusiker, Putzmann, Ghostwriter für Uniarbeiten und Nachtportier fand er Zeit für ein Studium der Publizistik / Pädagogik / Anglistik. Er unternahm Reisen, vor allem durch Europa und Asien, und schrieb darüber Reportagen und einen Gedichtband. 1985 bis 1988 war er als pädagogischer Assistent verantwortlich für das Kursangebot einer Volkshochschule, 1997 wurde er Online-Redakteur der Wiener Zeitung. Als Autor und Musiker nahm er an Festivals wie dem Nürnberger Bardenfestival, „Books Open Worlds“ in Hongkong, dem Internationalen Literaturfestival in Berlin und dem Erlanger Poetenfest teil. 1980 erhielt er den Lyrikpreis des PEN-Clubs Liechtenstein, 2001 den Österreichischen Kinderlyrikpreis.
Bücher (Lyrik und Prosa)
Das Lied hinter dem Lied. Dialektgedichte und Chansontexte (IDI, Wien 1979)
Männergedichte / Frauengedichte (mit Gunda Uhl, Literaturkaffee Klagenfurt 1981)
Flucht. Erzählungen (mit Beppo Beyerl und Klaus Hirtner, Jungbrunnen, Wien 1991)
Jedermann ist verdächtig! (Gedichte, Grasl, Baden 1992)
Lexikon der nervigsten Dinge und ätzendsten Typen. Satiren (mit Beppo Beyerl, Droemer Knaur, München 1998)
Der Hund ist tot. Grätzelgeschichten aus 24 Wiener Bezirken (mit Beppo Beyerl und Manfred Chobot, Löcker, Wien 2012)
Die Lieder riechen nach Thymian. Reisegedichte (Berger, Horn 2014)
Gerald Jatzek publizierte überdies 23 Kinderbücher, den Tonträger Die Wundertüte (2009) sowie Übersetzungen; dazu kommen Sachbücher, Hörspiele, Kabarettszenen, TV-Drehbücher und Liedtexte für diverse Interpreten.
Leseprobe
Der erste Blick
Die Käuze schreien nicht mehr
einfach in der Nacht. Sie künden
Schlimmes unter dem Blutmond.
Jahr um Jahr steigen die Wasser,
ein toter Hirsch hängt am Damm,
die Kröten kriechen in Gärten und Häuser.
Geräusche dringen aus Räumen,
die niemand bewohnt. Am Morgen
schließen die Türen von selbst
und schützen das Fremde in uns.
*
Ankunft
Zwischen dem Anruf und der Reise,
der Stiege und dem Zaun,
der Straße und dem Aber,
den Steinen und dem Und,
dem Atmen und dem Singen,
den Lidern und dem Schlaf.
Kommen. Gehen. Da sein.
*
Ausklang
Wie leises Weiß
streicht eine Stimme
die Zeilen von der Wand,
malt einen blauen Traum,
malt Sterne auf die Brauen
und flüstert in die Kühle
grau und heiser
wie die Lüge.
*
Bleiben Berge
Wie schön die Berge werden,
wenn man keine Rückkehr plant.
Wir zeichnen Geister in die Felsen,
riechen Salbei, schmecken Harz,
Tiere wir, in Zeichen eingesperrt,
schreiben: Kälte, schreiben: Wind.
Die Finger folgen einer Flechte
auf dem Stein. Das letzte Wort
ist immer unser Name.
*
Gerald Jatzek: Keine Grenzen. Gedichte. Vorwort: Richard Wall. 64 Seiten, 1 Abb., Euro 6,-. Podium (podium porträt 93) Wien 2017. ISBN 978-3-902886-35-4