Georg Bydlinski, 1956 in Graz geboren, lebt mit seiner Familie in Mödling bei Wien. Er studierte Anglistik/Amerikanistik und Religionspädagogik an der Wiener Universität (Mag. phil.) und ist seit 1982 freier Schriftsteller. Bydlinski gab die beiden österreichweiten Lyrik-Anthologien Unter der Wärme des Schnees (1988) und Übermalung der Finsternis (1994) im von ihm mitbegründeten Kleinverlag edition umbruch heraus, veröffentlichte Beiträge in Anthologien, Sammelwerken und Zeitschriften sowie im Rundfunk und hielt mehr als 5000 Lesungen und Workshops in Österreich und im benachbarten Ausland. Seine Bücher wurden in verschiedene Sprachen übersetzt (u.a. ins Dänische, Englische, Koreanische, Spanische, Polnische), einige Gedichte – zum Teil von ihm selber – vertont.
Georg Bydlinski ist seit 1980 Mitglied des Literaturkreises Podium. Er war von 1983 bis 2010 Vorstandsmitglied der Interessengemeinschaft Österreichischer Autorinnen und Autoren und ist weiters
Mitglied der Grazer Autorenversammlung, des Österreichischen Schriftstellerverbandes sowie des Friedrich-Bödecker-Kreises.
Auszeichnungen: 1981 und 1984 Buchprämien des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst; 1982 Anerkennungspreis des Landes Niederösterreich für Literatur; 1985 Förderungspreis des Landes
Niederösterreich für Literatur; 1988 Übersetzerprämie des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst; 1991 und 1995 Förderungspreis des Landes Steiermark für Jugendliteratur; 1993
Kinderbuchpreis der Stadt Wien; 1998/99 Hans-Weigel-Stipendium des Landes Niederösterreich; 2001 Österreichischer Staatspreis für Kinderlyrik; 2005 Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis;
2005 Nominierung zum Deutschen Jugendliteraturpreis; 2005 Dulzinea-Lyrikpreis (Fulda); 2012 Friedrich-Bödecker-Preis (Hannover).
Lyrikbände: Die Sprache bewohnen, Jugend & Volk, Wien 1981; Distelblüte, Herder, Wien 1981; Hinwendung zu den Steinen, Herder, Wien 1984; Schritte. Zwölf Gedichte, St. Georgs Presse, St.
Georgen 1984; Landregen, Herder, Wien 1988; Im Halblicht. Gedichte und Aufzeichnungen, Herder, Wien 1991; Wintergras, edition umbruch, Mödling 1995; Zimmer aus Licht. Ausgewählte Gedichte,
Edition Atelier, Wien 1999; Höre mich, auch wenn ich nicht rufe. Gedichte und Meditationen, St. Gabriel, Mödling 2000; Schneefänger, Edition Atelier, Wien 2001; Schattenschaukel, Edition Atelier,
Wien 2006; Jahrzehnteschnell. 60 Gedichte aus 30 Jahren, Verlag Razamba, Boppard 2009.
Prosabücher: Kopf gegen Beton. Erzählungen, edition umbruch, Mödling 1986; Satellitenstadt. Erzählung, Signal-Verlag, Baden-Baden 1988 (Neuausgabe unter dem Titel Stadtrandnacht im Dachs-Verlag,
Wien 2002); Wurfparabel. Erzählung, Edition S, Wien 1991; Lindas Blues. Erzählung, Literaturedition Niederösterreich, St. Pölten 2004; Das Licht des Schattenvogels. Prosaminiaturen zu Songs,
Verlag Razamba, Boppard 2013.
Sieben Bände mit ÜBERTRAGUNGEN INDIANISCHER TEXTE AUS NORDAMERIKA (Gedichte, Lieder, Reden, Aussprüche aus Vergangenheit und Gegenwart) gemeinsam mit Käthe Recheis im Verlag Herder.
Mehr als 50 BÜCHER FÜR KINDER (Gedichtbände, Erzählungen, Bilderbuchtexte).
Nähere Informationen und Leseproben zu allen Titeln auf der Homepage
www.georg-bydlinski.at
Anlässlich des 60. Geburtstags ist in der Literaturedition Niederösterreich der Band "Wann Worte wichtig sind" herausgekommen, in dem Literaturfachleute verschiedene Aspekte von Bydlinskis Werk
beleuchten.
Leben, heute
Laufen
die Schattengrenze
teilt den Körper genau in der Mitte
Ein Auge im Licht
das andere
im Blätterdunkel
So weiterlaufen
ein Aug geblendet
eines verschattet
bis man schwindlig wird
von der Gegensätzlichkeit
der Gegenwart
als liefe man
mit jedem Fuß
in einer anderen Welt
Alter Weg
für Gary Snyder
Steinweg Wurzelweg:
langsam gehen
Kommt das Licht hierher
erst spät:
früh genug
Baumstumpf
seit Monaten
mit Verwittern befasst
Die Wälder haben Zeit
Junge Katzen
Nach der wilden Balgerei
auf der Treppe
und quer durch den Gang
liegen sie jetzt müde
zusammengekuschelt
im Körbchen:
eine sanfte Woge
aus Atem
und Fell
Kostbarer Fund
Auf der Wiese liegt ein Stein.
Er ist weder groß noch klein,
mittelgroß, so richtig fein.
Der Morgenregen wusch ihn rein,
die Sonne schenkt ihm ihren Schein,
er passt so gut ins Bild hinein –
na schön, ich lass ihn liegen!
Bericht vom Kaiser
Es lebte einst ein Kaiser,
viel feiner als wir leben.
Der war vom Schreien heiser,
nur vom Befehle-Geben.
Sein Hals begann zu schmerzen,
die Stimme klang so leis,
da half kein Schal aus Nerzen.
Das ist des Reichtums Preis.
Verstimmt saß auf dem Throne
mit fest geschlossnem Mund
und halb verrutschter Krone
der arme reiche Hund.
Schlaflied
Schläfst du nicht ein, zähl Schafe!
Willst du nicht zählen, schlafe!
Georg Bydlinski: Neue Gedichte und ausgewählte Kinderlyrik. Vorwort: Georg Bydlinski. 64 Seiten, 1 Abb., Euro 6,-. Podium (podium porträt 88) Wien 2015. ISBN
978-3-902886-28-6