Harald W. Vetter wurde am 21.2.1955 in Graz geboren, ist aber ein halber Wiener und von ebendort aus einer Künstlerfamilie stammend. Studierte Ethnologie, Kunstgeschichte und Germanistik, Dr. phil. Danach im Buchhandel und im Styria Verlag als Außenlektor und Scoutleser tätig, überdies Literaturkritiker für mehrere Zeitungen wie Die Furche und Der Standard. Schließlich Eintritt in den Steirischen Landesdienst, dortselbst Leiter des Jagdmuseums Schloss Eggenberg, dann wissenschaftlich für Landesausstellungen und später bis 2013 leitend für Regionalmuseen und volkskulturelle Angelegenheiten der Steiermark verantwortlich, ebenso auch für die Peter-Rosegger-Landesgedenkstätten in Krieglach und am Alpl. Begann früh zu zeichnen und zu malen. Während der Studienzeit erste Veröffentlichungen von Prosa und Lyrik in den 70er-Jahren, z.B. im "steirischen herbst", im ORF und in Kulturzeitschriften wie Morgen und Was bzw. in Anthologien der Verlage Leykam und Styria; viele Lesungen. War Mitbegründer und auch Namensgeber der Literaturzeitschriften Nebelhorn und Lichtungen bzw. Mitglied des Steirischen Schriftstellerbundes. Besondere Förderung und Zuspruch erfuhr er durch György Sebestyén, Otto Eggenreich, Hanns Koren, Alois Hergouth, Heinz Hartwig, Peter Daniel Wolfkind (Peter Vujica), Aramis (Hans Peter Sagmüller) und Eva M. Kittelmann. Viele kulturhistorische Publikationen und Vorträge. Der Entschluss, sich schreiberisch vollkommen auf die Lyrik zu konzentrieren, wurde um 1980 gefasst und seitdem nicht mehr aufgegeben. Allerdings wirkte sich das zumeist etwas turbulente Berufsleben ziemlich hemmend auf diese "Parallelexistenz" aus. Trat schließlich 2013 in den Ruhestand, lebt in Graz.
Mitgliedschaften
Steirischer Schriftstellerbund, Hölderlin-Gesellschaft, Martin-Heidegger-Gesellschaft, Ehrenmitglied des Roseggerbundes Waldheimat, Literaturkreis PODIUM
Spracheinwärts
Über weite Gräben
aus tiefen Kavernen
kommen sie gesprungen
die Silben
die Sätze
Sich ihrer zu erwehren
ist schwer
überhaupt
in Zeiten gefällter Erinnerung
Ich will euch vergessen
Hör doch
du stehst uns im Wort
*
Schlagwetter
Keine besonderen Nachrichten
von außen
Durchs dürre Geäst
zieht eine Regenschnur
Aus der Herzkuhle
fallen Fragmente
von Sonaten
Ein weggelegter Geigenbogen
bist du
Wo ist jener Ort
zum Beispiel
ein unvermessener Landstrich
den du noch lieben kannst
*
Sommers Ende
Die Heckenrose klettert über unsre Mauer
dahinter liegt ein Marder auf der Lauer
er wartet auf den winzig kleinen Drachen
So enden unsre und des Sommers Sachen
*
Herbstfeuer
Eingekerbt sind unsere Namen
bis sie im Holz verschwammen
Gingst wieder am Buchenhang
deinen krummen Weg entlang
Herbstrauch ebnete die Hügel ein
und drüben ganz am Wiesenrain
klagt noch das angebleite Tier
so bliebst du allein nur mit dir
Aber groß sind jetzt die Feuer
gerundet an jenem inneren Ort
dort brennt nun das letzte Wort
*
Föhnseite
So anmutig löst der Föhn
vom Süden kommt er her
das löchrige Schneehemd
damit der Frühling davon
erst gar nichts bemerkt
Nur in den Ställen fängt
das Vieh zu rumoren an
Und auch die Alten wollen
aus ihren Heimen fliehn
ein letztes Mal bergwärts
sehn und dann fortziehn
vielleicht ans blaue Meer
denn dort kommt er her
*
Dieser Winterabend
Ein Schneewind
kämmte Firste glatt
Die Füchsin
zerrte noch im Eisen
Kein Mond
war aufgegangen
In der Stube
lief die Uhr verkehrt
am Rem
war alles Brot vergärt
Dein Herz blieb
mir wie aufgefangen
*
Corinth
Bemalte die Joche
mit Kremserweiß
Tannen abfallend
graugrüne Kulissen
Hof im Winterrauch
zirkonblau der See
Unterm Eis warten
Huchen auf die Zeit
*
Harald W. Vetter: Ausgewählte Gedichte. Vorwort: Eva Kittelmann. 64 Seiten, 1 Abb., Euro 6,-. Podium (podium porträt 80) Wien 2015. ISBN 978-3-902886-18-7