Julian Schutting wurde am 25.10.1937 in Amstetten/NÖ geboren. Ausbildung in Fotografie an der Grafischen Lehr- und Versuchsanstalt und Studium der Geschichte und Germanistik an der Universität
Wien. Promotion mit einer Arbeit über ein rechtshistorisches Thema. Ab 1965 Lehrer an einer Höheren technischen Lehranstalt in Wien. Seit den frühen 70er Jahren Prosa- und
Lyrikveröffentlichungen, seit 1973 Mitglied der Grazer Autorenversammlung. Freiberuflicher Schriftsteller in Wien.
Mitgliedschaften
Grazer Autorenversammlung, IG Autorinnen Autoren, Podium - Literaturkreis Schloß Neulengbach
Bücher
Baum in O. Wien: Europa, 1973
In der Sprache der Inseln. Gedichte. Salzburg: Müller, Otto, 1973
Tauchübungen. Prosa. Salzburg: Residenz, 1974
Lichtungen. Gedichte. Salzburg: Müller, Otto, 1976
Parkmord. Erzählungen. Salzburg: Residenz, 1977
Sistiana. Erzählungen. Salzburg, Wien: Residenz, 1977
Steckenpferde. Sprachpoetische Texte. Wien: Rhombus, 1977
Am Morgen vor der Reise. Die Geschichte zweier Kinder. Salzburg, Wien: Residenz, 1978
Salzburg retour. Trauermusik: Thema und Variationen. Erzählung. Graz, Wien, Köln: Styria, 1978
Tür + Tor. Elemente der Architektur. Co-Autor: Johann Kräftner. St. Pölten: Niederösterreichisches Pressehaus, 1979
Der Vater. Erzählung. Salzburg, Wien: Residenz, 1980
Der Wasserbüffel. Geschichten aus der Provinz. Salzburg, Wien: Residenz, 1981
Liebesgedichte. Salzburg, Wien: Residenz, 1982
Liebesroman. Salzburg, Wien: Residenz, 1983
Das Herz eines Löwen. Betrachtungen. Salzburg, Wien: Residenz, 1985
Hundegeschichte. Erzählung. Salzburg, Wien: Residenz, 1986
Traumreden. Gedichte. Salzburg, Wien: Residenz, 1987
Findhunde. Prosa. Ausw., Nachw.: Gisela Steinlechner. Ditzingen: Reclam, 1988. (Universal Bibliothek 8517)
Reisefieber. Erzählungen. Salzburg, Wien: Residenz, 1988
Aufhellungen. Salzburg, Wien: Residenz, 1990
Flugblätter. Gedichte. Salzburg: Müller, Otto, 1990
Zuhörerbehelligungen. Vorlesungen zur Poetik. Graz: Droschl, 1990
Widerschein. Bildteppiche und Texte. Co-Autoren: Friederike Mayröcker, Jürg Amann. Vorw.: Peter Weiermair. Ill.: Ilse Prandstetter. Innsbruck: Haymon, 1991
Wasserfarben. Salzburg, Wien: Residenz, 1991
Väter. Co-Autor: Wolfgang M. Siegmund. Graz: Droschl, 1991. (Essay 5)
Aufnachtung. Gedichte. Ill.: Reimo Wukounig. Wien: David-Presse, 1992
Leserbelästigungen. Graz, Wien: Droschl, 1993
Der Winter im Anzug. Sprachspaltereien. Prosatexte. Graz, Wien, Köln: Styria, 1993
Gralslicht. Ein Theater-Libretto. Salzburg, Wien: Residenz, 1994
Katzentage. Prosa. Salzburg, Wien: Residenz, 1995
Das Eisherz sprengen. Gedichte. Salzburg, Wien: Residenz, 1996
Der Tod meiner Mutter. Salzburg, Wien: Residenz, 1997
Aufstörung. Prosagedichte. Hamburg: Rospo, 1998
Jahrhundertnarben. Über das Nachleben ungewollter Bilder. Salzburg: Residenz, 1999
Rohübersetzung. Mondscheiniges über die Liebe. Graz: Styria, 1999
Dem Erinnern entrissen. Gedichte. Salzburg: Müller, Otto, 2001
An den Dachstein. Ill.: Swoboda Helmut. Horn: Thurnhof, 2002. (oxohyph)
Gezählte Tage. Salzburg: Residenz, 2002
Was schön ist. Graz: Droschl, 2002. (Libell 3)
Hörspiele
Turmbesteigung. Regie: Hans Rochelt. ORF Burgenland, 29.8.1974
Neuhaus. Regie: Hans Rochelt. ORF Burgenland, 24.11.1974
Türme des Schweigens. Regie: Hans Rochelt. ORF Burgenland, 8.12.1977
Hotel am Plansee. Regie: Hans Rochelt. ORF Burgenland, 1980
Die Hand. Regie: Hans Rochelt. ORF Burgenland, 16.12.1980
Am Morgen vor der Reise. Regie: Johannes Twaroch. ORF Niederösterreich, 19.8.1984
Sommernachts-Traumprobe. Regie: Vintila Ivanceanu. ORF Wien, 21.8.1987
Aufhellungen. Regie: Götz Fritsch. ORF Wien, 3.9.1989
Lokalaugenschein. Regie: Götz Fritsch. ORF, 30.3.1996
Rohübersetzung. Regie: Götz Fritsch. ORF, 11.11.1997
Nur Mut! Regie: Götz Fritsch. ORF, 8.7.1999
Barbara Schönbergs Palm Springs. Regie: Martin Sailer. ORF Tirol, 9.12.2001
Preise und Auszeichnungen (u.a.)
Würdigungspreis zum Österreichischen Staatspreis, 1981
Anton Wildgans-Preis der österreichischen Industrie, 1983
Würdigungspreis des Landes Niederösterreich für Literatur, 1988
Kulturpreis der Stadt Wien, 1988
Georg-Trakl-Preis für Lyrik, 1989
Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (in Gold), 1997
Gedichte sind Flugblätter,
in der Sprache an sich selbst gerichtet,
die, da sie die Sprache des Lesers zu sein vorgibt,
nie einer zu entziffern suchen wird -
was sonst kann Gegenstand
des Gedichtes sein als die Frage,
wie aus dem Gegenstand eines Gedichtes
ein Gedicht werden kann
was sonst kann die Aussage
eines Gedichtes sein
als die Nachricht,
daß alles, was ausgesagt werden sollte,
von dem Gedicht aufgebraucht worden ist
Aus: FLUGBLÄTTER (Otto Müller Verlag 1990)
*
Frühlingsbild
Ein Lastwagen Frühling!
einen Lastwagen, vollgepfercht mit Frühling,
sind sie wegzufahren im Begriff;
Abtransport am hellichten Tag,
aber schnell hinzugelaufen es uns gelingt,
einen und noch einen
von dem schon abfahrenden Lastwagen herunterzuholen -
und bei uns zuhaus mit frischem Wasser gelabt,
erholen sie sich,
Genugtuung über die Rettung wenigstens zweier
der in junger Blüte niedergemachten
Büsche und auch Bäume
Aus: DAS EISHERZ SPRENGEN (Residenz Verlag 1996)
*
Bäume
Diesen Baum habe ich gesetzt,
als ich zum ersten Mal einen Baum gesehen hatte
und diesen, als mir das
vor einem Baum gesprochene Wort
zu seinem Namen wurde
und diesen, als ich das Wort
zum ersten Mal geschrieben sah
und diesen und diesen,
als mir das Wort Baum zum ersten Mal
einen Baum in die Vorstellung rief
und ich daher begriff,
daß das Wort die Sache, die es meint, vertritt
und diesen, als mir die Vorstellung Baum
der Umriß eines Nadelbaumes geworden war
und diesen, als ich mich wunderte,
daß es nur bestimmte Bäume gibt
und diesen, als ich vermutete,
daß der Baum an sich doch existiert
und diesen, als mir Baum vor allem
das deutsche Wort für arbor war
und diesen Baum habe ich ausgerissen,
als ich entdeckte,
daß die Lautgestalt Baum
den Inhalt Baum zwar aufruft,
aber nicht durch ihn bestimmt ist
*
Julian Schutting: Ausgewählte Gedichte. Mit einem einleitenden Gespräch mit Julian Schutting, geführt von Nils Jensen, 64 Seiten,
DIN A6, ISBN 3-902054-16-6, Euro 6,-