Roman Rocek wurde am 31. Jänner 1935 in Wien geboren, maturierte 1954 und arbeitete im Staatsdienst und absolvierte daneben ein Studium der Psychologie an der Universität Wien, welches er 1964
mit der Promotion zum Dr. phil. abschloss.
1964 wurde er Leiter der Pädagogischen Arbeitsstelle des Verbandes Wiener Volksbildung. 1967 wurde er Leiter der Abteilung Wissenschaft und Volksbildung (Schulfunk) im Hörfunk des ORF und war
ebendort von 1975 bis 1995 Leiter der Hauptabteilung Kulturelles Wort.
Er zählte zu jener Führungsriege, mit der Gerd Bacher seine legendäre Rundfunkreform durchführte. Die in der Studioarbeit erworbenen Erfahrungen vermittelte Roman Ro?ek später in
mediensoziologischen Publikationen sowie in mediendidaktischen Seminaren an den Universitäten Innsbruck und Wien. Als langjähriger Leiter der Hauptabteilung Kulturelles Wort im ORF-Hörfunk
entwickelte er u. a. die Erfolgserien Von Tag zu Tag, Das Magazin der Wissenschaft und Das Radiokolleg. Manche von ihnen behaupten ihre Aktualität ungebrochen bis heute.
Roman Rocek war Biograf und Herausgeber des lyrischen Gesamtwerks von Alexander Lernet-Holenia und schrieb Opernlibretti und eine Biografie von Nikolaus Lenau, fungierte als Schatzmeister und
Vizepräsident des Österreichischen P.E.N.-Clubs, lebte lange Zeit in Brunn am Gebirge /NÖ und danach in Wien, außerdem war er der jahrzehntelange Nachlassverwalter der Werke des Komponisten
Richard Maux.
Rocek war auch der Librettist von Alexander Blechinger:
o Ins Antlitz der Unterdrückung, eine Satire über den heutigen Kulturbetrieb in Wien, ein szenisches Oratorium. Konzertante UA im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins, November 1989.
o Orpheus jetzt, ein Ballett, das die Orpheussage in die Jetztzeit und in den Untergrund des Wiener Praters ansiedelt. Konzertante UA im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins, Dezember
1990.
o Die böse 7 oder Therese Krones und ihr Galan, eine Kammeroper mit historischem Hintergrund über die Volksschauspielerin Therese Krones, die Raimunds Brüderlein fein seinerzeit bekannt gemacht
hatte. Konzertante Uraufführung, UA: Wiener Konzerthaus, Großer Saal, Dezember 1992.
Medien
o CD: Harmonia Classica Records, HCR Extra I Alexander Blechinger Ins Antlitz der Unterdrückung, Szenisches Oratorium. Libretto, Edition Triglav, Wien 1990. Musik: Alexander Blechinger op. 48,
Wien 1989
o CD: HCR 009 Orpheus jetzt, Mythologisches Ballett. Libretto, Edition Triglav, Wien 1990. Musik: Alexander Blechinger op. 53, Wien 1990
o CD: HCR 013 Die böse Sieben, Opernmusikal oder: Therese Krones und ihr Galan, Kammeroper. Libretto, Edition Triglav, Wien 1992. Musik: Alexander Blechinger op. 40 , Wien 1992
o CD: HCR 014 Mond im Dämmer: Alexander Blechinger: "Ton-Dichtung" op.81, Text: Roman Ro?ek
o CD: HCR 009 Richard Maux: Schnee, eine Symphonische Dichtung
o CD: HCR 014 Richard Maux: Mond im Dämmer op.783, Melodram. In modo classico op.20, Streichquartett. Das Haar der Melisande op.775, für Harfe solo. Frühling op.35, für hohe Singstimme und
Klavier
Buchpublikationen
o Mediengefahr. Essays. Verlag Jugend & Volk, Wien 1974.
o Neue Akzente. Essays, Herold-Verlag, Wien 1984.
o Der goldene Esel des Apuleius. Essay (Ill. von Arnulf Neuwirth), Radschin Verlag, Kautzen 1986.
o Odysseus, der göttliche Dulder. Essay (Ill. von Arnulf Neuwirth), Radschin Verlag, Kautzen 1986.
o Die Zauberflöte. Oper der Gegensätze und der Harmonie. Essay (Ill. von Arnulf Neuwirth), Radschin Verlag, Kautzen 1988.
o Lieder hoher Minne. Luxusdruck von Holzstöckeln, Leopold Heidrich Verlag, Wien 1992, Faksimile 1999.
o Das Gedichtwerk des Herbert Wadsack. Sammlung, Einleitung, Kommentar. Edition Triglav, Wien 1995.
o Die neun Leben des Alexander Lernet-Holenia. Eine Biografie. Böhlau Verlag, Wien 1997.
o Glanz und Elend des P.E.N.. Biographie eines literarischen Clubs. Böhlau Verlag, Wien 2000.
o Dämonie des Biedermeier. Nikolaus Lenaus Lebenstragödie. Böhlau Verlag, Wien 2005.
o Die Waage der Welt. Diskurse über Alexander Lernet-Holenia. plattform Johannes Martinek Verlag (edition hic & hoc, Bd. 1), Perchtoldsdorf 2010.
o Tonal gegen den Zeitgeist. Leben und Werk des Tondichters Richard Maux in Dokumenten. plattform Johannes Martinek Verlag (edition hic & hoc, Bd. 5), Perchtoldsdorf 2011.
Herausgeberschaft
o Philosophische Anthropologie heute. (mit Beiträgen von Otto Friedrich Bollnow, Erich Fromm, Arnold Gehlen, Helmuth Plessner, Adolf Portmann). C. H. Beck-Verlag, München 1972.
o Österreichische Bibliothek (in Zusammenarbeit mit William M. Johnston und Claudio Magris) Verlag Böhlaus Nachf., Wien 1985-1992, ab 1992 Edition Triglav, Wien. (Werkausgaben von Karl Kraus,
Peter von Tramin, Ferdinand Kürnberger, Ferdinand von Saar, Gustav Meyrink, Franz Blei, Marie Ebner-Eschenbach, Literatur der Aufklärung, Erika Mitterer, Leopold von Sacher-Masoch, Ludwig
Speidel, Ferdinand Bruckner, Erotische Literatur)
o Alexander Lernert Holenia. Das lyrische Gesamtwerk. Zsolnay Verlag, Wien.
Gedichte lesend
für Helena und Arnulf Neuwirth
Welches von all diesen Sommergedichten
schließt mich noch auf? - Ach, ich weiß es nicht mehr.
Über dem Suchen und Wählen und Sichten -
drunten im Trüben wie droben im Lichten -
blieben die Blicke oft glanzlos und leer.
Daß sich kunstvoll gezimmerten Lauten
manchmal der Brandungen Widerhall bricht,
jener in Silber gefaßten, umblauten,
denen wir einst unsern Traum anvertrauten,
fordert mich: was weiß ich heute, was weiß ich nicht?
(1984)
*
Haarbreit nebeneinander
Die Phrase, in die man uns zwängt,
der Nagel, auf den man uns hängt:
haarbreit liegen sie nebeneinander
aber auf eben das Haar kommt es an.
Ein Wort, das uns unvermerkt lenkt,
ein Strahl, der nicht glüht, doch versengt:
haarbreit liegen sie nebeneinander
über das Haar aber stolpert man.
Tiefdruckwirbel mit Gottsuche
Das Schweigen
gibt Laut,
es steigen,
umblaut,
die Wolkentürme
steil gegen den Wind.
Im Toben
treibt Stille
kieloben.
Nicht Fülle:
die Leere der Stürme
suchen, das Staunen im Kind.
Nächstes Jahr schon, Kinder,
wird's was geben:
tausend Jahre Österreich.
Lang gelebt, heißt manches überleben
wie den großen Menschenschinder
und sein tausendjähriges Reich.
Nächstes Jahr schon, Kinder,
wird man uns was husten.
Liebende im Weinberg
Im Schneckengewirr des Weinbergs:
acht Glasen.
Acht Glasen:
ein Schiff fährt aus.
Zwei Liebende lieben die Steine.
Auf Verdeck singen Matrosen:
da sind nur Wellen.
Wellen und Steine und die Brandung.
Acht Glasen:
Wenn der Wind dir durchs Haar fährt,
gehn wir nach Haus.
Nach Haus.
Reflexion
Vom Dichter erschüttert zu sein,
heißt, ihn besser verstehn
als er sch selbst verstanden hat;
es sprengt der Epheu den Stein
doch er weiß sich nicht Blatt für Blatt,
nie hat die Schnecke ihr Haus
je von innen gesehn.
Roman Rocek: Ausgewählte Gedichte. Auswahl, Vorwort: Helmuth A. Niederle. 64 Seiten, 1 Abb., Euro 6,-. Podium (podium porträt 77)
Wien 2014. ISBN 978-3-902886-13-2