Sepp Moosmann wurde am 28. Dezember 1928 in Dornbirn (Vorarlberg) geboren. Er absolvierte eine Lehre als Dekorationsmaler, studierte von 1952 bis 1957 an der Akademie für angewandte Kunst in Wien
und schloss mit Diplom und Auszeichnung ab. Nach Arbeitsaufenthalten in London und München beteiligte sich Moosmann an Ausstellungen zu Textiler Kunst, wobei 1966 im Rahmen der Ausstellung
Internationales Kunsthandwerk in Stuttgart seine Exponate prämiert wurden. Ab 1967 lehrte er an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien und war ebendort von 1975 bis 1997 Professor für
Textiles Gestalten und Werken.
Sepp Moosmann begann 1965 mit Lyrik und später auch Prosa zu schreiben. Er lebte und arbeitete lange Zeit in Wien und in Unterwaltersdorf (Niederösterreich) und ist jetzt wieder in Dornbirn
beheimatet.
Bücher:
Nur eine Taube. Roman, Styria Verlag, Graz 1983
Ornat. Lyrik und Stickereien. Wien 1997
Ein hörendes Herz - Notizen aus einem Tagebuch. Asche und Stern - Aufzeichnungen. 2 Bde. im Schuber. Bucher Verlag, Hohenems 2007
Gerippe blieb
vergittert im Nebel zurück
ein Fetzen Blau
erahnt jenen Morgen beklemmend
echter nicht
gaukelt der falsche Schmetterling
mondsüchtig nach dem Weiss
gehämmert wie deine Haut
ein Strahl glimmt auf und
erschimmert aus der Kohle Glanz
*
aufgeweckt um auszuschöpfen
Angehäuftes
zwischen den Körnern
das Korn zu finden
getrennt vom Tod
verbunden mit ihm
mit sichtlosen Ebenen begann es
schwer zum Hügel ging er seinen Weg
der ihn aufnahm wie so oft vorher
Tierblut
abgeholzt lastete die Rose
innen verfärbte sich der Dorn
die Nacht geschah
taghelle Sterne von einem
zum andern Beginn ausgestossen
änderten die Frage
der letzte Stoss
traf innen umspanntes Lodern
durch nichts
nicht durch Wasser noch Erde
zu löschen
*
Überblendungen
eingelichtet bisweilen
ein schmeichelndes Rot
weisse Streuungen verzerrt
durch den Regen getropfter Zucker
schwerflüssigem Metall entzogen
dem Haare eingefärbte Milchfäden
aus dem Wolfrachen gepflückt
namenlose Sonne
geschmolzen aus nicht gezählten Küssen
allglatt dem Meere abgetrotzte
Fischschuppenblendung
die aus vielen Veränderungen
gesammelten Jahre
schnell geschossene
immerfort währende Ungeduld
*
weit draussen
überhöre die Spur
folge nicht dunklen Gesängen
schütze dich mit dem Samt
vergessener Stunden
weit draussen werfen Pferde
ihre Last aus den Sätteln
dröhnen der Trommeln fremde Klänge
keiner darf kommen und dir
die Sprünge jagender Hunde zeigen
die Wunden verendenden Wildes
fliege
denn wenige nur neigen sich
aus der Reihe im Flug
*
durch viele Lippen geströmt
müde gewandert Liebe
einsam gegangenes Wort
verschollener Stern
wohin?
gelber Lichthöfe Sommer
erregende Schritte
Flüstern füllende Nacht
Sommerstille
hingestreckte Wiesen
fallender Blüten grünes Herz
schweigend drehendes Räderholz
Lerchentränen
scharrender Pferdehufe Kieselglöckchen
Sonnenflitter
Stahl glatter Forellenhaut
weisser Arme grünzitternder Flaum
Vogelschwärme verdunkeln den Wind
aufflatternder Lockruf
fern zerfällt Hundegebell
Sepp Moosmann: Ausgewählte Gedichte. Vorwort: Christa Nebenführ. 64 Seiten, Euro 6,-. Podium
(podium porträt 74), Wien 2013. ISBN 978-3-902886-09-5