Richard Wall wurde am 7.12.1953 in Engerwitzdorf (OÖ) geboren. Pflichtschulen, div. Studien (Mag. art.), Brotarbeiten, Reisen. Literarische, malerische, grafische und fotografische Arbeiten;
Ausstellungen seit 1981. Veröffentlichungen der Bilder und Texte seit 1980 in Anthologien, Kultur- und Literaturzeitschriften. Seit Beginn der 1990er-Jahre Organisator der "Tage Irischer
Literatur/The Road West" im StifterHaus Linz. Langjähriger Organisator und Moderator der GAV-Reihe "Literatur aus Tschechien" in Kooperation mit dem StifterHaus Linz. Zusammen mit M. Rutt Kurator
der Ausstellung "Schnittstellen: Literatur und Bildende Kunst" an der Kunstuniversität Linz, 2003. Beiträge im ORF, Radio Praha, Radio Pilsen und im Südböhmischen Rundfunk. Seit 1975 regelmäßige
Aufenthalte in Irland. Lebt im Mühl- und im Waldviertel. Mitglied der Grazer AutorenInnenversammlung (GAV), der IG Autorinnen Autoren und des PODIUM. Wall erhielt div. Stipendien und
Preise.
www.richardwall.at
Bücher:
Aufflüge und Bruchlandungen, Linz 1980
Ringsherum Schnee. Gedichte und Prosa aus der Pendlerprovinz, Bremen 1987
Die Nacht wird kalt. Gedichte, Linz 1988
Blackthorn. Ein Irlandjournal, Bibliothek der Provinz, Wien - Linz - Weitra 1989
Sommerlich Dorf. Miniaturen Variationen Spaziergänge, Bibliothek der Provinz, Wien - Linz - Weitra 1992
Schwellenlicht/Schattenbahn. Gedichte, Bibliothek der Provinz, Wien - Linz - Weitra 1995
Steine Spuren Labyrinthe. Reiseskizzen & Essays, Verlag Grosser, Linz 1996
HerzAsphaltMörderGrubenRhapsodie. Ein Poem, Ritter, Klagenfurt 1997
Wittgenstein in Irland, Ritter, Klagenfurt 1999
Stein- und Neonschrift. Gedichte, Grasl, Baden 2000
Wittgenstein in Ireland, Reaktion Books, London 2000 (Übers.: Martin Chalmers)
Klemens Brosch oder Eine Einübung ins Unmögliche, Ritter, Klagenfurt 2001
Siebzehn und Vier. Gedichte und Balladen, Resistenz, Linz - Wien 2003
Anonyme Inventuren/Anonymní inventury. Gedichte deutsch/ tschechisch (Übers. Josef Hruby), mit 7 Graphiken des Autors, Verlag pro libris/edition zrcadlo, Pilsen 2004
Am Rande. Gedichte, Rimbaud Verlag, Aachen 2006
Rom. Ein Palimpsest, Kitab Verlag, Klagenfurt 2006
Mühlen, Mägde und Rebellen. Geschichte und Geschichten des Gusentales. Ill. von Christoph Raffetseder, Edition Geschichte der Heimat, Grünbach 2007
Wortwerkstätten Michael Guttenbrunners. Fotos und Texte, mit ausgewählter Prosa aus dem Nachlass. Löcker, Wien 2009
Unter Orions Lidern. Gedichte, Löcker, Wien 2009
Connemara. Im Kreis der Winde. Prosa (mit Fotografien des Autors), Mitter Verlag, Wels 2011
Irgendetwas zieht immer weitere Kreise. Bukolische Prosa, Wildleser Verlag, Erlangen 2012
Gehen gegen den Wind. Gedichte Notate Stimmen, Löcker, Wien 2012
Kleines Gepäck. Unterwegs in einem anderen Europa. Prosa, Kitab Verlag, Klagenfurt 2013
Oder hol die Bussole
Imbisshütten, wie von Schiffbrüchigen aus
Strandgut und Pop-Art-Paraphrasen errichtet. Bizarre
Schatten liegen gleich Treibholz neben den Dingen.
Das Flimmern der Hitze fördert nie gesehene
Bilder zutage: Nickende Holzpferdchen, applaudierende
Matrjoschkas, Gummistiefel auf Schlachthausdächern,
Und halb im Schlamm versunkene Wippkreissägen.
Was ist Höhe und Tiefe?
Wo vorne und hinten, oben und unten?
Am besten, du schließt die Augen
Und verlässt dich auf die Wahrnehmung der Poren
Und der gekrümmten Haare auf deiner Haut.
*
Ohne Metaphysik
Ausschau halten und den Blick einrichten
Über die wippenden Ähren der Gräser
Hinweg. Flugzeuge bleiben stecken
Im aufziehenden Cirrusgewölk. Überm
Hohenstein und Kronengrün schwebt,
Schneebeladen die Grate, das Tote Gebirg'.
*
Prismatische Pracht
Unendlich langsam
Schmilzt die Sonne ihr Rund
Durch den Nebel
Als wäre er graues Eis.
Schatten fallen vom Himmel
Verwinkeln die Stufen und Wege
Wickeln sich auf der Wiese, von Pfählen
Fallend, über die Halme der Gräser.
Irgendetwas
Zerlegt mir immer wieder
Vor meinen Augen
Die Welt.
*
November
Schnee im schwarzen Antlitz
Der Sonnenblumen,
Schwankendes Schilfrohr.
Durch leergefegte Baumkronen
Taumeln Singvögel, stumm
Unterm Zeichen der Wende.
*
Noch immer Schneeflocken im Gesicht
Wind, kalt
Weht er mir Schneeflocken
Ins Gesicht.
Ich eile den Hügel hinauf
Rasch atmend, keuchend
Einen Schlitten ziehend
In den durchnässten Schuhen
Nagt der Frost an den Zehen
Doch in Erwartung einer rauschenden Talfahrt
Zählt das Widrige nicht.
Heute
Stapfe ich denselben Hügel hinauf
Fünfzig Jahre später und ich sehe mich
Wie ich den Hügel hinaufkeuche
Schneeflocken im Gesicht
Und nagend der Frost an den Zehen.
*
Richard Wall: Ausgewählte Gedichte. Vorwort: Christian Teissl. 64 Seiten, Euro 6,-. Podium (podium porträt 73), Wien 2013. ISBN
978-3-902886-08-8