Gregor M. Lepka wurde am 7. August 1936 in Salzburg geboren, wo er auch seine Kindheit verbrachte. Im Alter von vierzehn Jahren übersiedelte er mit seinen Eltern nach Wels, besuchte dort das
Realgymnasium bis zur 7. Klasse und arbeitete anschließend in einem Lohnbüro der Österreichischen Bundesbahnen. Mit zwanzig Jahren wanderte er nach Neuseeland aus, verdiente seinen
Lebensunterhalt in verschiedenen Brotberufen, u. a. als Briefträger, und hatte dabei ausgiebig Gelegenheit, sich mit der Alltagskultur und der literarischen Tradition dieses Landes vertraut zu
machen. Seine etappenreiche Heimreise führte ihn 1961 quer durch Australien, auf die Fidschi-Inseln, nach Tahiti, Peru und in die USA. Wieder in Wels, fand er Anstellung bei einer Versicherung
und blieb dort bis zu seiner Pensionierung. Seit 1969 ist er mit der Schriftstellerin Waltraud Seidlhofer verheiratet. Gemeinsam bewohnen sie ein kleines Haus in Thalheim bei Wels.
Seit dem Ende der 1950er-Jahre veröffentlicht Lepka kontinuierlich Lyrik in Literaturzeitschriften und Anthologien des In- und Auslands. Daneben verfasst er gelegentlich auch kulturkritische
Artikel und Rezensionen, vorwiegend für lokale Blätter und Zeitschriften. In den letzten zwanzig Jahren wurde er regelmäßig zu Lesungen in ganz Österreich, in die Tschechische Republik, in die
Slowakei und nach Deutschland eingeladen; wiederholt brachte der Rundfunk (ORF, FRO, Sender Freies Berlin) Sendungen mit seinen Gedichten, viele von ihnen wurden ins Tschechische, Slowakische,
Italienische und Niederländische übertragen. Außerdem erschienen einige seiner in englischer Sprache verfassten Gedichte in britischen Zeitschriften.
Mitgliedschaften:
Grazer Autorinnen Autoren Versammlung, Österreichischer Schriftstellerverband, Literaturkreis PODIUM
Bücher:
So, als wäre. Gedichte. Linz: Kulturamt der Stadt Linz 1989
Laß den Mund. Gedichte. Weitra: Bibliothek der Provinz 1991
Minimalismen. Fast 100 Gedichte. Wels: Edition Pangloss 1994
Die Sinnlichkeit der Bäume im Herbst. Weitra: Bibliothek der Provinz 1997
In bemerkbaren Abständen. Gedichte. Baden bei Wien: Grasl 1998 (= Lyrik aus Österreich Bd. 74)
Ohne Zeichen sein. Gedichte. Linz, Wien: Resistenz 2002
Mit Gedanken befaßt. Gedichte. Linz, Wien: Resistenz 2005
Bäume. Gedichte, mit Farboffsetlithographien von Joseph Kühn. Horn: Edition Thurnhof 2006
In der Krümmung des Raums / V Záhyboch Krajiny. Ausgewählte Gedichte, deutsch-slowakisch, in der Übersetzung von Marián Hatala. Bratislava: FOART s.r.o. 2008
Aus dem Fenster der Blick. Gedichte. Linz, Wien: Resistenz 2009
An der Zeit vorbei. Gedichte. Wels: Mitterverlag 2011
Vor jedem Winter
Vor jedem Winter
stirbt der Wald.
Der Zugvögelzug
führt zum Süden.
Dort
wogt mein Meer -
*
Ich grabe die Erde auf,
ihre finstere Tiefe
führt mich zu den Steinen zurück.
Ich grabe die Nacht aus
für meine Zweifel.
Was ich noch in den Händen halte:
zwei Schalen Schweigen -
*
Möwe und Meer
Weißer Punkt über grünem Geruch,
Aufstieg ins Blau
einer zitternden Ferne.
Schillernde Fläche
bricht in das Licht.
Draußen verweht
ein bleiches Segel -
*
Homage to New Zealand
Das Gerippe des Windes
trägt Möwenflüge
vom Meer her
und aus den spätgeborenen Städten
dringt ein Atem,
der frei macht.
Hinter den rostigen Hügeln
späht ein erster Mann in die Ferne.
Schon fängt sein saugender Blick
die Zukunft ein
und sein tätiger Arm
nimmt Besitz von dem Land.
Und Tane schweigt,
der alte, bezwungene Gott,
und langsam verblasst seine Spur …
*
Langsam das Atmen verlernt
Langsam das Atmen verlernt,
die Gedanken erlahmt, Zeichen
in die Verschalung geritzt,
das Verborgene so bewahrt.
Ausgetrocknet das Flußbett,
Wind, der nicht weht.
August 2008
*
Nur Fragen bleiben zurück
Der Tisch, die Lampe, das Glas -
alle Dinge sind von uns abgerückt,
die Erde bewegt sich davon.
Nur Fragen bleiben zurück. Und wir,
ohne Ausnahme für den Schrecken bestimmt,
teilen mit den Steinen das Land.
*
Eisblumen
Eisblumen auf dem Fenster,
die ich nicht rief,
bildeten sich wie Gespenster,
während ich schlief.
Verloren ihre Bedrohlichkeit,
als dann der Tag verrann,
am Abend lag alles so weit
zurück, was am Morgen begann.
Februar 1991
*
Gregor M. Lepka: Gedichte aus den Jahren 1956 bis 2008. Vorwort: Christian Teissl. 64 Seiten, 1 Abb., Euro 6,-Podium (podium
porträt 60) Wien 2011. ISBN 978-3-902054-90-6