Alois Vogel

Podium Porträt Nr. 5


Alois Vogel wurde am 1.1.1922 in Wien geboren und lebt seit 1976 in Pulkau im Weinviertel. Gelernter Feinmechaniker. Nach der Kriegsgefangenschaft 1946 Besuch verschiedener Fortbildungskurse und einige Semester Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Erste Veröffentlichung 1953. Schreibt Lyrik, Romane und Essays. Übersetzungen seiner Arbeiten erschienen in 15 Sprachen. Seit 1960 freiberuflicher Schriftsteller. Er war 1965-72 Herausgeber des Jahrbuchs "Konfigurationen", 1968-92 Redaktionsmitglied der Zeitschrift "alte und moderne kunst", 1971 Gründungsmitglied und Generalsekretär, später Obmann (1986-90) des Literaturkreises PODIUM und 1976-92 Herausgeber der Reihe "Lyrik aus Österreich" im Verlag G. Grasl. 1992 wurde ein Film über Alois Vogel von der televisfilm Ges. Wien gedreht ("In die Nacht horchen").

Bücher

Das andere Gesicht (Roman, Amandus Verlag, Wien 1959); Im Gesang der Zikaden (Gedichte, Edition Tusch, Wien 1964); Zwischen Unkraut und blühenden Bäumen (Gedichte, Bergland Verlag, Wien 1964); Jahr und Tag Pohanka (Roman, Paul Neff Verlag, Wien 1964); Lampe im Nebel (Haiku, Neugebauer Press, Bad Goisern 1967); Vorläufige Grabungsergebnisse (drei Texte, Verlag Jugend & Volk, Wien 1970); Sprechen und Hören (Gedichte, Verlag Delp, München 1971); Im Auge das Wissen (Gedichte, Verlag Delp, München 1976); Schlagschatten (Roman, Verlag Kremayr & Scheriau, Wien 1977); Landnahme (Gedichte, Verlag G. Grasl, Baden 1979); Totale Verdunkelung (Roman, Verlag Jugend & Volk, Wien 1980); Das Fischgericht (Erzählungen, Verlag Jugend & Volk, Wien 1982); Die Sehne durchgezogen (Gedichte, Edition Graphikum, Bovenden 1983); Beobachtungen am Manhartsberg (Gedichte, NÖ Pressehaus, St. Pölten 1985); Pulkauer Aufzeichnungen (Prosa, NÖ Pressehaus, St. Pölten 1986); Erosionsspuren (Gedichte, Verlag G. Grasl, Baden 1987); Thaya die Rauschende (Gedichte und Text, Radschin Verlag, Kautzen 1988); Im Zeitstaub (Gedichte, Verlag G. Grasl, Baden 1990); Nordöstliches Triptychon (Gedichte, Literaturedition NÖ, St. Pölten 1991); Das blaue Haus (Roman, Edition Atelier, Wien 1992); Römische Gesänge (Gedichte, Verlag G. Grasl, Baden 1993); Vom austriakischen Ringelspiel … (Gedichte, Literaturedition NÖ, St. Pölten 1996); Von Thanatos Gärten (Gedichte, Verlag G. Grasl, Baden 1997); Werkausgabe in fünf Bänden (Franz Deuticke Verlag, Wien 1998 - 2002).

Herausgabe

Walter Buchebner: Zeit aus Zellulose (Verlag Jugend & Volk, Wien 1969); Walter Buchebner: Die weiße Wildnis (Verlag Styria, Graz 1974); Österreichische Lyrik von heute (Örkelljunga, Helsingberg 1985); Der Lerchenturm (Tschechische Lyrik, Edition Atelier, Wien 1993). Von 1976 bis 1990 Herausgeber von 50 Bänden der Reihe "Lyrik aus Österreich" im Verlag G. Grasl, Baden.

Preise und Auszeichnungen

Förderungspreis des Wiener Kunstfonds 1961; Förderungspreis der Theodor Körner-Stiftung 1962; Förderungspreis der Stadt Wien 1966; Luitpold Stern-Preis 1973; Kulturpreis des Landes Niederösterreich für Dichtung 1977; Verleihung des Berufstitels Professor 1978; Buchprämien des BM für Unterricht und Kunst 1980 und 1986; Kogge-Ehrenring der Stadt Minden/ Westfalen 1982; Verleihung des Goldenen Wappens der Stadt Pulkau 1997; Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um das Land Niederösterreich 1999.

Leseprobe


Mohn

Dieses sich Strecken
im späten Sommer
bis hin zur Demutsgeste
mit geneigtem Haupt
Verharren und wieder warten
auf den nächsten Schub

Im Aufrichten erst platzen
die violetten Seidenschalen
verbrennen im Feuerschlund
des Himmels in kurzer Zeit
Gleich eines Schmetterlinges
sammetweichem Flügelpaar
fallen sie zu Boden

Gekrönt wölbt sich der Leib
getrocknet wie Papier
auf hartem Stiel
im Herbstwind eine Rassel
mit dunkelblauen Träumen
dem langen Winter zu

*

Nach der Mahd

Moderduft
steigt aus dem Nachmittag
Kein Wort
will uns gelingen
Die Sonne
röstet
die Lippen schwarz

Alle Heuernten
sind längst vorbei
Die Zunge
wird
vom Wild gefressen

Ein Hirsch
trägt
in seinem Geweih
rotglühende Bänder
in den beginnenden Abend

*
   
Herbst im Weinland

Blaue Rauchsäulen
über den Dörfern
Der Ruch nach Eichenwäldern
im Sonnenlicht
Die weiten Kreise
des Bussards
Die sperrigen Äste
der Akazienbäume
Die grünen Furchen
im sanften Schwung
gegraben in goldenem Löß
Tor um Tor
in weißen Mauern
keine Fenster
nur Luken
aus denen die Süße
der gärenden Trauben
glucksende Lieder
vom Sommer singt

*

Spätherbst im Grenzland

Der Nebel
die Tropfen an allen Zweigen
die braunen Haufen der Nußbaumblätter
darunter
die raschelnden Mäuse

Die Erde
in dunklen Schollen am Hügel
über den brummend der Traktor rollt
riecht
wie immer Erde gerochen

Die Krähen
in niederem Flug hinter dem Pfluge
stochern stelzend den Furchen entlang
wie einst
hinter den Pferden

Im Nebel
das klagende Pfeifen der Flügelbahn
Schienen zwei silberne Linien
spurlos
im Nebel verloren   

*

Als sie die Frau des Malers holten

Dem Andenken Heinrich Tahedls

Eben noch Sommer
ist Schnee gefallen
Wir wissen zwar alle
von dem kalten Kristall
unserer Zukunft
doch da sich die Nadeln
des Frostes
über die Brücke
des Mühlbaches schoben
verstummte das Rauschen
Des Meisters
Farben vertrocknen
Er ist in den Wald gegangen
seinen Schmerz zu vergraben
Du wirst ihn
vergeblich rufen
Die Moose und Flechten
vergangener Jahre
bedecken die Hände
Seine Füße
waten in Erinnerungen
Sein schneeiges Haupt
hat sich in Einsamkeit aufgelöst
   
*

Alois Vogel: Ausgewählte Gedichte. Vorwort: Helmut Peschina, 64 Seiten, DIN A6, ISBN 3-902054-10-7
Euro 6,-.

 

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