Norbert Silberbauer wurde am 9. Mai 1959 in Eggenburg geboren. Volksschule in Eggenburg, Unterstufe am Gymnasium Horn, Oberstufe am Musisch-Pädagogischen Gymnasium in Krems. Spielte in der
Junioren Staatsliga A Handball beim SC Eggenburg ITT Austria. Matura 1979. Studienabschluss an der Universität Wien in Deutsch und Geschichte 1984. Anschließend Mitarbeiter am
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes in Wien. Begann 1985 an der Handelsakademie in Retz zu unterrichten. Lehrerfortbildung "Ideologie und Praxis des Nationalsozialismus" 1987
am Pädagogischen Institut des Bundes. Unterrichtete nach der Wende 1990/91 ein Jahr am Gymnasium in Znojmo/ Znaim, Tschechische Republik. Zivildienst in der Gärtnerei des Landespflegeheims für
alte Menschen in Retz 1991/92. Mitglied der Grazer Autorenversammlung und bei Podium. Vorstandsmitglied des Unabhängigen Literaturhauses in Krems. Wohnte von 1992 bis 1996 in Etzmannsdorf, danach
in Oberretzbach bis zu seinem Freitod am 6. Juni 2008.
Buchpublikationen:
Franz. Roman. Deuticke, Wien 1994.
schön und irr. Liebesgedichte. Deuticke, Wien 1997, 3. Auflage 1999.
Ende und Anfang. Ein Stück. Literaturedition NÖ, St. Pölten Juni 2000.
Manche Tage dauern Jahre. Gedichte. Bibliophile Ausgabe mit Zeichnungen von Johann Jascha. Edition Thurnhof, Horn 2000.
Herr, es ist Zeit. Erzählung. Bibliophile Ausgabe mit Originalgrafiken von Georg Koenigstein. Edition Koenigstein, Klosterneuburg 2001.
Tarot-Suite. Episodenroman. Ein Gemeinschaftsprojekt von Harald Friedl, Margit Hahn, Heinz Janisch, Barbara Neuwirth und Norbert Silberbauer. Deuticke, Wien 2001.
Die elf Gebote. Erzählungen. Deuticke, Wien 2002 und als Taschenbuchausgabe bei Droemer/Knaur, München 2004.
Was steuert die Ameisen? Eine Weihnachtsgeschichte. Wieser Verlag, Klagenfurt/Celovec 2006.
Silver Boys. Eine Geschichte in Dialogen. Mit Illustrationen von Georg Koenigstein. Literaturedition NÖ., St. Pölten 2007.
Sieben Sündenfälle. Erzählungen, Picus Verlag, Wien 2008.
Außerdem erschienen Text in zahlreichen Anthologien, u.a. bei rororo, Podium, im Löcker Verlag und v.a. in der Edition Aramo. Ferner die Audio-CD: Manche Tage dauern Jahre. Herbert Föttinger
liest Texte von Norbert Silberbauer, Musik von Krzysztof Dobrek (ORF/Ö1 Edition Radio-Literatur 2003).
Filmauftritte:
In: Land ohne Eigenschaften. Dokumentarfilm über das Wesen Österreichs aus der Sicht von österreichischen Schriftstellerinnen und Schriftstellern. Ein Film von Harald Friedl, A 2000.
In: Die schlafende Schöne. Tatort-Folge 2005, Regie Dieter Berner.
Theaterstücke:
Der Himmel oben (geschrieben 1990, UA Potsdam Hans-Otto-Theater 1992, Regie: Günter Rüger)
O sole mio (geschrieben 1994, UA frei)
Asyl (geschrieben 1988, UA Donaufestival Krems 1995, Regie: Stefan Bruckmeier)
Melancholie im September (geschrieben 1998/99, UA frei)
Ende und Anfang (geschrieben 1999-2000 als Stückauftrag des Landes Niederösterreich, UA WUK Wien 2002, Regie: Monika Steiner)
Firlinger. Ein Monolog (geschrieben 2002, UA Theater in der Josefstadt 2009, Regie: Elke Schwab)
Silber Boys (Komödie, geschrieben 2003, UA Studiobühne der Theatergruppe Stadt Eggenburg 2009, Regie: Brigitte Zach)
Ganz in Weiß (Dramatisierung der Erzählung "Wollust" aus dem Erzählband "Sieben Sündenfälle", UA frei)
Von Norbert Silberbauer selbst so kategorisierte "weggelegte Stücke": Eine tägliche Begegnung (Szenische Lesung Ensemble-Theater 1988); Der Besucher (UA frei); Viren (UA frei); Die verlorene
Weltreise (Dramatisierung eines Kapitels aus dem Roman "Franz". UA Studiobühne Villach 1989, Regie: Conny Hannes Meyer); Rechts um (Ein Jugendstück, 1992, UA frei); Schicksalsshow (1994 oder
1996, UA frei); Stadtcafe (UA frei).
Preise und Stipendien:
Arbeitsstipendium der Stadt Wien 1989 und 1993, Nachwuchsstipendium des BMfUK 1989, Anerkennungspreis des Landes NÖ 1991 und 2001, Max von der Grün Förderungspreis für Literatur zur Arbeitswelt
1993 (3. Platz), Buchprämie des BMfUK bzw. BKA für den Roman "Franz" 1994, für "Manche Tage dauern Jahre" 2000 und für "Silver Boys" 2007, Literaturpreis des Kulturforums Niederösterreich 2000
(2. Platz), Förderungspreis der Stadt Wien 1995; Staatsstipendium des BKA 1997 und 2000. Dramatikerstipendium des BMfUK 1990, 1995, 1999. Förderungspreis des Landes NÖ 2001. Förderungspreis der
Republik Österreich 2004.
Unvollendet blieb das Stück: Die Tochter des Papstes (Eine Farce. Konzept für ein Theaterstück. Auch als Filmprojekt angedacht.)
In mir sind viele Gedichte
aber zerfressen die Zeilen von Zorn
von Wehmut verwundet die Wörter
die Buchstaben beschädigt
durcheinandergewirbelt der Sinn.
Nur manchmal taucht
ein wenig Ordnung auf
ein Wort
Wörter
deren Botschaft verschwindet
mit der nächsten Trauer.
*
Im Schnitt habe ich in den vergangenen Jahren
pro Jahr ein Theaterstück geschrieben
von denen kein einziges
gespielt wurde.
Die verlorenen Jahre verstauben
sorgsam abgeheftet und geordnet
Jahr an Jahr
im Bücherregal.
Würde ich die Stücke anzünden
käme endlich ein wenig Wärme
in mein Leben.
*
Nachdem ich mich
endlich mit meiner Lebensniederlage
abgefunden hatte
bekam ich plötzlich all jenes
dem ich jahrelang hinterher gejagt war.
Erst als ich merkte
daß der wahre Verlierer
sogar seine Niederlage verliert
war alles wieder in Ordnung.
*
Schön ist das Wetter
freundlich die Leute
das Bier kühl
und dazu Urlaub.
In so einer Umgebung
fällt es
trotz aller Anstrengungen
schwer
grantig zu sein.
Der Ärger darüber
macht den Tag
wieder erträglich.
*
So fest und rund wie mein Gesicht
war mein Bauch
und der Cholesterinspiegel zu hoch
noch höher der Blutdruck
der Zucker am höchsten.
Nun faste ich
nehme ab
treibe Sport
und höre die Leute sagen:
sieht der krank aus.
*
Zuerst wußte ich nicht
was ich wollte.
Dann wußte ich
was ich wollte
bekam es aber nicht.
Schließlich bekam ich
was ich wollte
wußte aber nicht mehr
ob ich es noch wollte.
Am Ende verlor ich
was ich hatte
und wußte
daß ich verloren hatte.
*
Ich lebe in einer Steinhöhle
setze mich auf ein Bett aus Stein
und baue mir steinerne Tiere
und steinerne Freunde.
Aus den schönsten Steinen errichte
ich mir meine Geliebte.
Niemand wird mich je verlassen
und kein Stein wird trauern
wenn ich gehe.
*
Der Satz
ich habe mich
unsterblich in dich verliebt
ist ein schöner Satz
und fast gültig.
Mich gibt es schon
und irgendwann
werde ich ine lieben
und dann unsterblich sein.
*
Norbert Silberbauer: Ausgewählte Gedichte & Prosa. Vorwort: Harald Friedl, Barbara Neuwirth. 64 Seiten, 3 Abb., Euro 6,-.
Podium (Podium Porträt 46), Wien 2009. ISBN 978-3-902054-72-2