Gerhard Jaschke wurde am 7.4. 1949 in Wien geboren, er lebt in Wien und Niederösterreich. Nach der Matura diverse Studien (u. a. der Rechtswissenschaften) und Beschäftigungen, seit 1970
freiberuflich literarisch und künstlerisch tätig. 1975 gründet er mit Hermann Schürrer die Zeitschrift für Literatur und Kunst "Freibord", deren Herausgeber er bis heute ist, 1977 die Buchreihe
"Edition Freibord". Gründungsmitglied der IG österreichischer Literaturzeitschriften und Autorenverlage. Seit 1986 Lehrbeauftragter für Literaturgeschichte an der Universität der bildenden Künste
in Wien. Poetik-Vorlesungen an der Universität Innsbruck 1990. Seit 1978 Mitglied der Grazer Autorenversammlung, seit 2006 gemeinsam mit Christine Huber deren Geschäftsführer.
Veröffentlichungen in in- und ausländischen Zeitschriften und Anthologien, in Katalogen und im Hörfunk. Freier Mitarbeiter des ORF. Ausstellungen mit Zeichnungen und Collagen.
Gemeinschaftsarbeiten mit Werner Herbst: Literarische Duett-Duelle (schöne stunden, 2001; vom häkchen zum haken, 1999; es ist, um den verstand zu verlieren; über den betrieb; unser nestroy);
albert ehrenstein - eine collage, 1995.
Film: Narrohut. Experimentalfilm. Drehbuch: Tone Fink, Rene Guyon, Mitarb.: Gerhard Jaschke. Regie: Tone Fink, 1982.
Einzelpublikationen: Windschiff einer ersten Blindschrift, Gedichte und Zeichnungen, 1977; Goethe darf kein Einakter bleiben, [1978/79]; Ausgewählte Gedichte 1971-1980, 1980; Das zweite Land,
Gedichte, 1982; Fliegende Trümmer (zus. mit Tone Fink), 1984; Gedichte zur freien Entfaltung, 1984; Wien unörtlich (zus. mit Herbert Pasiecznyk), 1984; Einsame Ameisen, Anagrammatische Ein- bis
Zweiwortdichtungen, 1985; Flugspuren / Skulpturen, 1986; AH, Alte und heurige Gedichte, 1987; Am Anfang war das All, Quarz als Sprachnachlaßmahnmal, 1988; Faungabe, Aufgaben, Anagramme, 1988; Ha
Ha, Heurige, alte Gedichte, 1988; Proviele, Katalog, 1988; Wiegen-, Hirten-, Splitter-, Spießerlieder, 1988; Absichtslose Kunst, Gespräche nicht nur über Zäune, Telefonzeichnungen 1983-1989,
1989; Essensreste der letzten Sternsegler, 1989; JAWA, Gemeinschaftsarbeiten 1986-1989, Katalog (zus. mit Ingrid Wald), 1989; Begehbare Politik, Katalog, 1990; Immer am Anfang / Einfach herrlich
/ Ende in Sicht, Stücke, 1990; Trostpflaster, 101 Bildzitate von Tone Fink, Textlicher Beistand in Form von Anspielungen, Paraphrasen, Aphorismen von Gerhard Jaschke, 1990; Ursachen rauschen,
Anagramme, 1990; Weissbleich, Katalog zur Ausstellung Tone Finks "Weissbleich", 1990; 51 Haiku, 1991; erinnern und vergessen, anläßlich der eröffnung der ausstellung "werner geht in die schule",
1991; Schraube locker und anderes Angefangene, Unsinn aller Art, Rodichte, 1991; Kopfarbeit, Doppelgänger/innen und außen, Katalog, 1992; Opfer und Täter in einem, 1992; Treues Steuer,
Einwortdichtungen oder Endlich Arges gleich anders, 1992; von der täglichen Umdichtung des lebens alleingelassener Singvögel in geschlossenen literturapotheken am offenen mehr, innsbrucker
poetikvorlesungen 1990, 1992; Von mir aus, Auf/Zeichnungen, Splitter - Skizzen - Schiefer - Striche, 1993; der rede wert, 32 besetzte Felder für dichtende Schachfreunde, Einblattdruck; der rede
wert, (Textmengen), 1994; Schneeflocke, die Erde treffend (zus. mit Pierre Garnier), 1994; schnelle nummern, o. J; Blauer Schocker, 1995; Letternbretter, 16 Blätter im Karton, 1995;
Illusionsgebiet, Nervenruh, Kurzprosa, 1997; stubenrein, 1998; Bis hierher und weiter, Beispiele aus fünfzig Veröffentlichungen, 1999; Vom Häkchen zum Haken, Literarische Duettduelle 1988-1998
(zus. mit Werner Herbst), 1999; wortfest, 2000; Alles klar natürlich, Gedichte, 2000; Schlenzer, Texte, 2000; Yeti-Kalender 2000. Ein literarisches Überlebensprogramm, 2000; mehr denn je!, 2001;
Leuchtende Eingaben. Zehn Gedichte, 2002; nach wie vor, 2002; zu guter letzt. Gedichte, 2002; Fieber-Briefe, 2003; Wie noch nie. Zum 10. Todestag von Josef Enengl, 2003; Endlich doch noch. Prosa,
2007; Anfänge. Zustände. Lyrik, 2007; Mit 300 auf der Überholspur und noch schnellere Nummern. Seltsame Ergüsse, 2008; Seltsam fruchtbar. Anagramme, 2008.
Ich komme aus dieser Welt der zerfließenden Uhren
der Tauben, die Klaviere gebären
der Saiten, die nie ausgespielt
im Traumhaus L'art brut
der spontanen Offenbarung Jetzt
der nie endenden Zielscheibe High Noon
im ewigen Kreislauf Kosmos und Heute
*
Leuchtende Eingaben 3
Noch lebst du,
noch schreibst du,
noch kannst du sagen:
Es geht mir ganz gut.
Oder:
Es könnte wohl besser sein.
Noch.
Noch ist es nicht zu spät.
Noch willst du es wissen.
Noch gibst du nicht auf,
alles
in den Mittelpunkt
des Lebens,
deiner Welt,
zu stellen.
Einfach alles.
*
wundervolle welt
welt voller wunder voller
weltwunder voll welt
*
Ich, Mensch
bin der Tropfen
der in Milliarden von Jahren
den Stein aushöhlt
Ich, Mensch
bin alles oder nichts
im Wettlauf mit meinem Schatten
dem Vorspann meiner Geschichte
dem Kreis ohne Anfang und Ende
Ich, Mensch
werfe mich übers Ziel
mit der Anspannung
aller meiner Kräfte
Ich, Mensch
weiß nichts
Ich, Mensch
steh in allem
am Anfang
bin das Rätsel
das ich mir selbst aufgab
die Lösung des Alltags
ein eingeschriebener
anonymer
Brief
ohne Absender
ohne Empfänger
*
veronika harmonika
ein leben im klavier
tür auf tür zu herein
hinaus
harmonika
ein leben fürs klavier
oh monika
oh mundharmonika
tür auf tür zu herein
hinaus
ein leben im klavier
*
eh logisch
während ich dort war
war ich eigentlich da
und während ich da war
war ich eigentlich dort
und während ich fort war
war ich eigentlich da
und während ich da war
war ich eigentlich fort
denn:
während ich wirklich da bin
bin ich eigentlich schon fort
und während ich schon fort bin
bin ich eigentlich noch da
und während ich hier bin
bin ich eigentlich da
und während ich da bin
bin ich eigentlich hier
GRÜSS GOTT!
*
die kuh
sagt muh
die katze
miau
der esel
au weh
der stier
ein bier
der hund
na und
*
Gerhard Jaschke: Ausgewählte Gedichte. Vorwort: Kurt Neumann. 64 Seiten, 1 Abb., Euro 6,-. Podium (Podium Porträt 44), Wien 2009.
ISBN 978-3-902054-70-8