Margarethe Herzele wurde am 2. August 1931 in St. Veit an der Glan in einem altkatholischen Elternhaus geboren. Schon früh zeigt sich das musische Talent: der Berufswunsch Tänzerin wird dem Kind
schnell ausgetrieben; das Zeichnen gewinnt an Bedeutung. Mit neun Jahren verfaßt Margarethe Herzele ihren ersten Roman, "Kinderseelchen", mit zwölf Jahren ihren zweiten, "Schwarzerle". Der Besuch
des Gymnasiums war für Margarethe Herzele nicht vorgesehen gewesen, von ihr aber durchgesetzt worden, und die Prämierung eines Bildes bei einer öffentlichen Ausstellung noch während der Schulzeit
eröffnete ihr die Perspektive des künstlerischen Berufes.
1951 begann sie das Studium der Malerei und Kunsterziehung an der Akademie der Bildenden Künste; nach dem Abschluß des Studiums mit vier ersten Preisen 1956 nahm sie eine Lehrtätigkeit in der
Schweiz auf.
1956 heiratete sie den Maler Günther Kraus und übersiedelte 1958 mit ihm nach Wien. Ihre Kinder kamen in knapper Abfolge auf die Welt: 1958 Iris Nicola, 1960 Gunulf Michael, 1961 Titanilla
Vanessa (Tit), und 1963 Maria Jasmin. Trotz der anstrengenden familiären Anforderungen arbeitete sie stets freiberuflich gleichzeitig als bildende Künstlerin (Malerei, Relief, Kleinplastik,
Illustration, Aquarell, Eisenradierung, Buntstiftzeichnung, Wandteppich etc.) und Schriftstellerin (Lyrik und Prosa). 1988 verstarb Margarethe Herzeles Ehemann an Gehirntumor, die Kinder zogen
teils schon vor der Hausauflösung in Wien Mauer aus, und Margarethe Herzele übersiedelte nach Grinzing.
Bildende Kunst
1959 hatte Margarethe Herzele ihre erste Personalausstellung - nach etlichen Ausstellungsbeteiligungen. Ab dann erfolgten zahlreiche Einzelausstellungen, teilweise in Verbindungen mit Reisen und
Lesungen, darunter: Reisestipendium Skandinavien 1959 (Dänemark, Norwegen, Lappland, bis zum Polarkreis) mit einer Personalausstellung in Stockholm; Paris 1959 und 1987; New York, Philadelphia
und Cincinnati 1968 (Ausstellungen); Schweiz, Deutschland, Italien 1968 (Lesungen und Ausstellungen); Zagreb 1970 (Ausstellung); mehrmals Repräsentantin Österreichs bei internationalen
DichterInnentreffen mit Lesungen in Jugoslawien in den 70er Jahren; England 1976; Mexiko und Guatemala 1979; Tschechoslowakei in den 80er Jahren; Kulturreise nach Spanien (Madrid, Barcelona);
Sizilien, Griechenland und Türkei 1987; Mauritius 1990; Neuseeland und Australien 1994; Rumänien 1996, 1997 und 1998; Burgund, Westfrankreich 1999.
Bilder von Margarethe Herzele befinden sich im Besitz der Österreichischen Galerie, des Kupferstichkabinetts der Akademie der Bildenden Künste, Wien, des Bundesministeriums für Unterricht, dem
Kabinet Graphike der jugoslawischen Akademie für bildende Künste, Agram, der Landesregierung Kärnten, des Kärntner Landesmuseums und in Privatsammlungen in Österreich, Deutschland, Jugoslawien,
Skandinavien und in den USA.
Sammelpublikationen
Zahlreiche verstreute Texte in Zeitschriften und Anthologien im deutschsprachigen Raum und, in Übersetzungen, im arabischen Raum, in Australien, China, Frankreich, Großbritannien, Indien, Israel,
Italien, Kanada, Kroatien, Makedonien, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei, Slowenien, Taiwan, Tschechien, Ungarn, USA, Vietnam. Vertreten im Library of Congress, Washington D.C.
Literarische Einzelpublikationen
"Gedichte-Katalog", BVÖ, Wien 1966.
"Carinthian Love Songs. Gedichte und Zeichnungen" (Engl./Deutsch), Cross Cultural Communications, New York 1976.
"Carinthian Love Songs II. Gedichte und Zeichnungen" (Übers. ins Engl.: Herbert Kuhner), Carinthia Verlag, Klagenfurt 1979 (= Kleine Kärntner Bibliothek 19).
"Reflexionen gelben Lichtes. Aphorismen und Zeichnungen", Talitha Edition, Kärnten - Wien 1983.
"Trauer - Die dunkelste Farbe der Freude. Erzählungen und Bilder", Talitha Edition. Kärnten - Wien 1983.
"Trommelwirbel der Wolken. Gedichte", Grasl Verlag, Baden bei Wien 1987.
"O Glanz des M(W)ilden Mondes. Erzählungen, mit Zeichnungen der Autorin", Wiener Frauenverlag, Wien 1989 (= Allgemeine literarische Reihe). Für dieses Buch erhielt die Autorin eine Buchprämie der
Kunstsektion des Unterrichtsministeriums, 1989.
Mitgliedschaften
Österreichischer PEN-Club; PEN-International; Regensburger Schriftstellergruppe International; Künstlerhaus Wien; Kunstverein Kärnten; Wiener Frauenverlag; Podium.
ICH-BESCHREIBUNG
(Naturwunder 33,457,326,22)
Schlangen umgürten mein Haupt
- um den Mund
eine lederne Binde.
Meine Hüftknochen:
mondfarbenes Schmuggelsilber!
Schon denke ich d a s
was mein Mund sagt -
und trotzdem bin ich
a l l e i n
SCHNEELIED
Nichts kehrt wieder,
die Augen ertranken,
und das Gefährt zerbrach. Ende.
Nimm deinen goldnen Dolch, Geliebter!
Katzenschnee und Blütenblut.
Nimm mit auf die Reise
Hände, Wägelchen und struppe Pferdchen.
Nimm mit deine
hundertfache Manneskraft
und kehre heim
als ausgebranntes Haus, als ausgepeitschtes
Hirn,
entleerter Turm - allein,
ohne Liebeslast.
Zitternd kristallisiert sich Schnee
um des Coyoten kleine Beute.
Nichts kehrt wieder.
SONNTAG
Der alten Dame
Schlaftabletten in den Tee gegeben,
dies e i n z i g e Mal!
Aber meine Hände zitterten
als hätte ich
eine Schüssel voll blutiger Gedärme
zur Tür getragen.
Dann: wir beide allein
am fuchsroten Kanapee
in der Schneckenstille des Sonntags.
Ein Büschel Haare
wächst mir auf der Zunge
vor Angst.
Die Uhr wird ruhiger
Zimtgeruch an deinen Händen
Sandkörnchen und Samen
auf deinem schwarzen Pullover
Margarethe Herzele: Ausgewählte Gedichte. Vorwort: Barbara Neuwirth, 64 Seiten, DIN A6, ISBN 3-902054-08-5, Euro
6,-.