Gottfried W. Stix wurde am 6. April 1911 in Wien geboren. Nach dem Besuch der fünfklassigen Volksschule Aufnahme ins humanistische Gymnasium, zuerst in Wien, dann in Kremsmünster. Seine Studien
an der Wiener Universität hat er mit dem Dr. phil. abgeschlossen, zwischendurch erhielt er Sommer- und Jahresstipendien für Perugia und Rom, wurde dann Lektor für deutsche Sprache und Literatur
an der Universität Catania, war während des Krieges Wehrmachtsdolmetscher in Belgien / Nordfrankreich, Apulien und Sizilien, nahm dortselbst 1943, nach der Befreiung Siziliens durch die
Alliierten, seine Tätigkeit wieder auf, wurde pragmatisiert, übersiedelte 1954 nach Rom, wo er sich habilitierte und an der staatlichen Universität La Sapienza den Lehrstuhl für "Geschichte der
österreichischen Literatur" erhielt. Seit 1985 lebt er in Wien, Nord- und Südtirol.
Wissenschaftliche Arbeiten
In Buchform erschienen: "Mythos, Tragik, Christentum. Zu den dramatischen Dichtungen Max Mells", 1959; "Friedrich von Hagedorn. Menschenbild und Dichtungsauffassung", 1961; "Trakl und
Wassermann", 1968; "Die gesuchte Mitte. Skizzen zur österreichischen Literatur", 1974 (alle in: Edizioni di Storia e Letteratura, Rom). Literarische Essays über Adalbert Stifter, Ferdinand von
Saar, Leopold von Andrian, Rilke, Trakl, Joseph Roth, Urzidil, Theodor Kramer, Imma von Bodmershof, Stefan Andres und zahlreiche, vorwiegend österreichische Autoren der Gegenwart in
österreichischen, deutschen und italienischen Zeitschriften, Jahrbüchern, Festschriften, Miszellaneen. Buchbesprechungen literarischen und kulturhistorischen Inhalts; Autobiographisches.
Lyrikpublikationen
"licht in den fenstern", Verlag Wort und Welt, Thaur 1990; "zuerst die augen", Verlag Wort und Welt, Thaur 1995; "wo die zeit zu hause ist", Österreichisches Literaturforum, Krems 2000;
"Gottfried W. Stix", Podium (Podium Porträt 2), St. Pölten - Wien 2001.
Gedichte in Zeitschriften und Anthologien, teils ins Polnische, Slowenische, Kroatische, Englische, Französische, Italienische und Japanische übersetzt.
Mitgliedschaften
Beiratsmitglied der Görres-Gesellschaft, Mitglied der Internationalen Vereinigung für Germanische Sprach- und Literaturwissenschaft (IVG), des Literaturkreises PODIUM, des Österreichischen
P.E.N., des Österreichischen Schriftstellerverbandes sowie des Adalbert-Stifter-Instituts des Landes Oberösterreich.
Preise und Auszeichnungen
Preis des Theodor Körner-Stiftungsfonds, Träger des Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse, des Silbernen Ehrenzeichens der Republik Österreich, Kommandeur des Verdienstordens der
Republik Italien.
er brauchte die zeit
und suchte sie auch
immer aber vergebens
obwohl er lebte in ihr
wie sie ja in ihm
nur wußte ers nicht
sekunden zählten zwar kaum
doch schon minuten
waren wie stunden
diese wieder wie tage
bis unversehens
woche und monat
schließlich die jahre
zu laufen begannen
und bald sich verliefen
in der stille die folgte
war schon zu ahnen
was kommen mußte
da tropften nämlich
leise und unaufhaltsam
sekunden ins ohr
*
helleres rauschen
im frischen bergwind wehen
die blüten zum bach
*
es wurde sein schreibtisch
in ordnung gebracht
jetzt findet er nichts mehr
kein einziges der vielen
wörter und worte
sein tägliches brot
sparen hieß es auf einmal
und gut wars
siebzehn silben genügten
*
seien sie gut oder schlecht
wörter sind samen
die meistens aufgehn
doch nur dann wachsen können
wenn sie mit andern
zu leben verstehn
*
es ist ein abschied
du bringst kein wort mehr hervor
siehst nur die augen
und weißt daß das wichtigste
gar nicht gesagt worden war
*
lehm immer wieder
und es dreht sich die scheibe
die finger formen
schöne strenge gefäße
an scherben denken sie nicht
*
Gottfried W. Stix: Ausgewählte Gedichte. Vorwort: Paul Wimmer, 64 Seiten, DIN A6, ISBN 3-902054-07-7, Euro
6,-.