SUSANNE AYOUB, 1956 geboren in Baghdad/ Irak, lebt heute in Wien. Sie studierte Theaterwissenschaft, Philosophie und Kunstgeschichte und arbeitet als Autorin und Regisseurin für Radio und Film. Sie schreibt Theaterstücke, Drehbücher und Hörspiele und veröffentlichte u.a. die Romane „Engelsgift“ (Hoffmann und Campe 2004), „Schattenbraut“ (Hoffmann und Campe 2006), „Mandragora“(Braumüller Verlag 2010), „Das Mädchen von Ravensbrück“ ( Braumüller Verlag 2012) sowie den Gedichtband „Von der erfüllten, von der enttäuschten, von der vergangenen Liebe“ (Edition Milo 2006). Neben ihrer schriftstellerischen Arbeit ist sie Filmemacherin.
Susanne Ayoub erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2013 den Radiopreis der Erwachsenenbildung und 2014 den Dr. Karl Renner-Preis für Publizistik.
Zuletzt veröffentlicht: „Sprichst du mit mir“, Gedichte (Löcker Verlag 2016); „Der Edelsteingarten“, Roman (LangenMüller 2016), „Der Caravaggio-Krimi“, Hörstück (ORF/ WDR 2019) und „Antschel“,
Film über Paul Celan (ORF 2020)
DEINE ELEMENTE
Deiner Augen Nachtsamt
Mondhaut zart
Feuerzunge
atemloser Sturm
Ruhen
im Schatten deiner Wimpern
Aus: Sprichst du mit mir
DU & ICH
Du hast etwas in mir zerstört
sag ich
na geh
sagst du
warum
frag ich
naja
sagst du
es ist ja längst vorbei
sagst du
du verstehst nicht
sag ich
was denn
fragst du
eh nichts
sag ich
na siehst
sagst du
Aus: Von der erfüllten, von der enttäuschten, von der vergangenen Liebe
MILLIONEN BARREL ÖL*)
Mit dem Bus durch Baghdad
über den Menschen
den Dingen
Besucher
die das Elend filmen
eine Delegation
wohlgenährt und gutgekleidet
mit Transparent
Gesinnung
ein wenig
Courage
erfuhren viel
erreichten nichts
und was sie zu berichten hatten
glaubte man nicht
wohin sie zurückkehrten
es passte nicht
die Stimmung stand
auf Krieg
ein Unrecht
später wussten es alle
*)Plakattext einer Demo im Juli 2018 im ölreichen, bitter armen Süden des Irak:
„2,5 Millionen Barrel täglich mal 70 US-Dollar = 0. Sorry, Pythagoras, wir sind in Basrah.“
Aus: Im Krieg
WIE IM TRAUM
Wir wohnen hier unten
wie der Diamant im Schacht
Wir fragen: wie sind wir
herabgekommen
Der Weg hinauf vergeblich
Wir sind das Feuer
das im Kiesel schläft
Aus: Hölderlinfuge
NOUR AL AIN. DAS LIEBESLIED DES KRIEGERS.
Wenn du durstig bist
trinke von meinen Tränen
wenn du hungrig bist
iss von meinem Fleisch
ich gebe dir mein Wasser
und mein Brot
ich gebe dir mein Blut
was ich bin gehört dir
allein
nimm es
mein Augenlicht
mein Leben
Aus: Im Krieg